Markus Rogan ist Österreichs mit Abstand erfolgreichster Schwimmer. Er ist mehrfacher Europameister und WM- und Olympia-Medaillengewinner und Weltrekordhalter lebt und arbeitet als Psychotherapeut in Los Angeles. Er wird bei The Speed Project 4.0 in unserem Team mit am Start sein. Wie bereitet er sich darauf vor? Worin sieht er die größten Herausforderungen? Kennt er die Strecke? Alle Antworten gibt es hier.

Frage: Was war Dein erster Gedanke, als Du von dem Projekt gehört hast, von L.A. nach Vegas zu laufen?

Markus *: Na das sind lauter Verrückte!

Markus Rogan © Manfred Werner - Tsui

Wie lange hast Du überlegen müssen, mitzumachen?

Fünf Minuten: Zehn Sekunden, um Ja zu sagen und 4min und 50sek, um zu überlegen, ob ich genauso verrückt bin wie die, die da laufen.

Was glaubst Du, wird die größte Herausforderung bei so einem Wettkampf sein? Laufen zu jeder Tages- und Nachtzeit? Die Hitze? Die richtige Erholung zwischen den Einsätzen?

Ich glaube die Kombination aus Erschöpfung, Hitze, Tagesrhythmus wird schwierig werden. Dadurch, denke ich, gibt es eine erhöhte Verletzungsgefahr. Zusätzlich wird man sicher auch auf Zwischenmenschliches aufpassen müssen… Zehn Leute auf engem Raum, alle erschöpft… da wird es psychologisch und gruppendynamisch spannend :).

„Na das sind lauter Verrückte!“ – Markus Rogan über das Speed Project

Bist Du die Strecke schon gefahren? Welche Eindrücke sind hängen geblieben?

Ja. Es ist eine wunderschöne Strecke – wenn man endlose Weiten liebt. Die Salzwüsten und die riesige Leere ist beeindruckend.

Nachdem Du als ausgebildeter Psychotherapeut vom Fach bist: Wie stellt man sich auf so etwas mental ein?

Das ist sehr schwierig. Die beste mentale Vorbereitungen wären Visualisierungen, Konzentrationsübungen – vor allem um der Verletzungsgefahr bei Erschöpfung vorzubeugen und Meditation, um die Pausen auch optimal nützen zu können.

Beim eigentlichen Einzelsport Schwimmen gibt es die Staffel-Bewerbe mit vier Personen in einer Mannschaft. Beim Speed Project werden wir zu zehnt sein und uns gegenseitig antreiben: Wie wichtig ist so ein Team-Spirit? Pusht der extra?

Der ist das um und auf. Eine Mannschaft kann Dich tragen oder zerstören. Im besten Fall trägt sie dich weit über dein Limit. Dann bist Du ordentlich zerstört 🙂

Was hat Dir mehr getaugt: Einzel – weil man selbst etwas schafft und der Erfolg einem alleine gehört. Oder Staffel – weil man sich gegenseitig pusht und weiß, man schwimmt nicht nur für sich, sondern ist mitverantwortlich für Sieg und Niederlage von anderen.

Die Staffel ist viel geiler. Ich würde einige meiner Europameistertitel geben, um noch eine Staffelmedaille mehr zu haben. Das ist ein wunderschöner Erfolg und man kann ihn viel mehr genießen.

„Ich fürchte, ich laufe viel zu wenig um wirklich bereit zu sein. Aber ich surfe viel 🙂 “ – Markus Rogan über seine Vorbereitung

Laufen quer durch L.A. – auch wenn es frühmorgens ist: Gefährlich?

Ich denke besonders in der Früh wird es sehr gefährlich sein, weil kein Autofahrer erwartet da ein paar Verrückte, die durch die Strassen laufen. Vor allem wenn es noch dunkel ist, werden wir uns drauf einstellen müssen, dass uns die Autofahrer gar nicht sehen.

Was ist Laufen für Dich eigentlich? Vergnügen? Pflicht, um den Körper in Schuss zu halten?

Wenn ich eine Stunde laufe, ist es fünf Minuten lang Qual, dann ca 30 Minuten lang eine wunderschöne aktive Meditation und dann 25 Minuten Schweinehundwrestling.

Markus Rogan © Markus Rogan Instagram

Wie viel läufst Du so pro Woche? Schwimmst Du auch noch dann und wann?

Ich fürchte, ich laufe viel zu wenig um wirklich bereit zu sein. Aber ich surfe viel 🙂

Trotz der Routine und Erfahrung von hunderten Wettkämpfen – mit welchem Gefühl wirst Du am 30. März bei diesem exotischen „Comeback“ am „Startsockel“ stehen: Nervös? Nervenkitzel? Im vollen Wettkampf-„Killermodus“ 😉 ?

Eine meiner Lieblingslektionen meines Psychologiestudiums war es, zu erkennen dass Nervosität und Vorfreude einander sehr sehr ähnlich sind und wir manchmal denken wir sind jetzt nervös wenn wir in Wahrheit einfach positiv aufgeregt sind. Auf physischer Ebene – Herzschlag, Pupillendurchmesser, Schweissproduktion, usw. – sind Nervosität und Vorfreude fast deckungsgleich. Der einzige Unterschied ist unsere Interpretation der körperlichen Signale.

* Markus Rogan ist Österreichs erfolgreichster Schwimmer. Er gewann zwischen 2001 und 2012 insgesamt 34 Medaillen bei internationalen Großveranstaltungen. Unter anderem wurde er auf der Kurz- und Langbahn insgesamt neun Mal Europameister, einmal Weltmeister, gewann zwei Olympia-Silbermedaillen und stellte über seine Paradestrecke 200 Meter Rücken zwei Mal einen Weltrekord auf.
Heute lebt er mit seiner Familie in Los Angeles. Er ist ausgebildeter Psychotherapeut, hat eine eigene Praxis und ist einer der Direktoren im „Paradigm Malibu“, einer Einrichtung für Teenager mit Depressionen, Angststörungen und Drogenproblemen.

Interview: Klaus Höfler, 07.01.2018