Wer in der Hitze Dalamatiens – bei blauem Himmel, klarem Meer und kühlem Drink – das Handy aufdreht, statt mit den Kindern um die Wette zu tauchen, ist selbst schuld. „Die Störungen im Urlaub sind bekanntlich die Schönsten“, steht da am Beginn der SMS von Captain Klaus. Danach ein paar flapsige Bemerkungen und am Ende „Once in a liftetime“-Laufprojekt. „Gilt“, schreibt Klaus Molidor retour.
Once in a lifetime
In dem Moment hat es 37 Grad im Schatten – foreshadowing würde man das in der Literatur oder im Film nennen. „Den Schatten vorauswerfen“ also auf das was da noch kommt. Denn das werden in der Mojave-Wüste ebenfalls Temperaturen jenseits der 30 Grad werden.
The Speed Project – Kein Spazierlauf
Erst lange nach der Zusage offenbart sich die ganze Härte des Projekts, zu dem Klaus M. da spontan zugesagt hat. Eigentlich hätte es klar sein müssen, dass das kein Spazierlauf wird, wenn man die leuchtenden Augen des Captains schon in einer geschriebenen SMS sieht. Aber vielleicht war es gerade das, was die Zusage erleichtert hat. Halbmarathon, Marathon, Gigathlon – zu alldem hat sich Klaus M. vom Captain schon überreden bzw. infizieren lassen. „Und es war am Ende nie mein Schaden.“
„Am Anfang haben mich im Wiener Türkenschanzpark bergauf Mütter mit Kinderwägen überholt.“ – Klaus Molidor über den Beginn seiner Laufkarriere
Dabei war Laufen eigentlich immer mehr notwendiges Übel als freiwillige, lustvolle Sucht. Nach einem Experiment in der Ulrich-Strunz-Phase und einem 30-minütigen Vorfußlauf, war das Kapitel um die Jahrtausendwende eigentlich beendet, noch bevor es richtig aufgeschlagen war. „Die Schmerzen in den Wadeln am Tag danach wünsche ich meinem ärgsten Feind nicht“, erinnert er sich.
Sag niemals nie
Aber sag eben niemals nie. Den letzten Schupfer in die richtige Richtung brachte dann die Arbeitslosigkeit 2003. Zeit war plötzlich endlos vorhanden. „Und beim Abstauben um 9 Uhr früh hab ich dann ernsthaft überlegt, ob ich den Whiskey in der Hausbar nicht einmal kosten sollte, weils wurscht ist.“ Das war die Initialzündung. Der nächste Weg führte ins Laufsportgeschäft, bald danach hatte Klaus M. den ersten Titel in der Tasche. „Langsamster Läufer Wiens“, sagt er heute mit einem Lachen. „Am Anfang haben mich im Türkenschanzpark bergauf Mütter mit Kinderwägen überholt.“
Faszination „Gruppenlauf in der einsamen Wüste“
Erlebnis stand schon damals vor Ergebnis. Daran hat sich bis heute nichts Wesentliches geändert. Ob auf der Straße oder am Berg. Nach zwei Berlin-Marathons als Einzelkämpfer in der Masse reizt ihn jetzt das Gruppenerlebnis in der Einsamkeit der Wüste. Und die Party in Las Vegas.
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