Als Clemens Ticar vor fast 15 Jahren – völlig talentbefreit – noch dem runden Leder nachjagte, sagte sein Trainer einmal: „Clemens“ – und die Art wie er es sagte, meinte „Schweinskicker“ – „wenn dir irgendwann einmal ein Fußballverein Geld fürs Kicken anbieten sollte, verzichte auf die Punkteprämie und nimm das Kilometergeld.“ Übersetzt: Die Mannschaft, für die du spielst, gewinnt sowieso nix, aber du läufst zumindest überdurchschnittlich viel… 😉

Laufen? Bitte ohne Ball!

Irgendwann hat sich der Trainer dann entschieden, dem jüngsten Mann in unserem Team keine Einsatzminuten mehr zu geben. Soll heißen: Das Laufen konnte nicht mehr im Rahmen von Fußballspielen stattfinden, sondern nur mehr ohne Lederball. Sollte so sein. Passierte aber nicht gleich.

Passivsportler? Kann Clemens auch

Sport spielte in den Jahren danach nämlich meist nur passiv eine große Rolle. Vor dem Fernseher, in den Stadien, auf der Konsole. Aber selbst? Kaum. Gut, da war schon Bewunderung, wenn der ehemalige Mitbewohner – immerhin Orientierungslauf-Weltmeister im Jugendbereich und noch immer einer der besten Österreicher im Orientierungslauf – schon von einer zweistündigen Laufeinheit zurückkam, während Clemens um 9 Uhr noch gemütlich frühstückte. Aber dass man auch selbst laufen könnte? Echt nicht!

Auf den ersten Halbmarathon folgt der zweite…

Irgendwann war es dann aber so, dass Clemens doch realisierte, dass ein bisschen Bewegung nicht ganz dumm wäre. Und weil man für fast jede andere Sportart einen Zweiten braucht, mussten die Laufschuhe herhalten. Einmal die Woche am Anfang, alle 14 Tage maximal. Ein Arbeitskollege hat Clemens dann irgendwann im Vorjahr beim Halbmarathon in Graz angemeldet. Der wurde dann ohne großer Vorbereitung (und anschließenden Knieschmerzen) absolviert. Und irgendwie wurde da was entfacht. Wieder entfacht. Denn Laufbewerbe zu Schulzeiten, die konnte Clemens ja gelegentlich durchaus für sich entscheiden – zumindest dann, wenn die wirklich guten Läufer (also die in Vereinen und mit ständigem Training) an dem Tag etwas anderes vorhatten.

Clemens Ticar – Graz Marathon

Clemens im Ziel – Graz Marathon

So kam es zum zweiten Halbmarathon. Die Knieschmerzen wurden weniger, die Laufzeit besser. Noch immer nicht so, dass man damit unbedingt hausieren gehen müsste (1:43) – aber schneller.

Der Captain und der Wahnsinn

Und dann steht eines Tages der Captain im Büro hinter Clemens und fragt, ob er Lust auf etwas Wahnsinniges hätte. Als der Wahnsinn dann definiert war und kurz mit Leuten, die wichtig sind, gesprochen wurde (seine Entscheidung war längst gefallen), gab es dann Clemens‘ Zusage.

Und da sind wir.